Innovationspreis für Schulgeographie, Berlin 2025

Auszug aus der Laudatio

Der Geographieunterricht am Philippinum besticht durch seine atemberaubende Breite. In unterschiedlichen Jahrgängen werden vielfältige Exkursionen unternommen: In Jahrgang 5 erkunden die Klassen landwirtschaftliche Betriebe. Sie lernen die Produktionsabläufe in der Landwirtschaft kennen und diskutieren mit den Landwirten über Herstellung von Vermarktung regionaler Produkte und von Bio-Produkten. In Jahrgang 5 lernen alle Schüler*innen auch, Kartierungsarbeiten anzufertigen. Die Teilnahme am Wettbewerb Diercke Wissen und dem deutsch-französischen Kartographiewettbewerb ist obligatorisch. In den Jahrgängen der Mittelstufe bleiben die Klassen aktiv und auch im Freien. Die endogenen und exogenen Kräfte werden durch Modellversuche in Hand der Schüler*innen und die Exkursion in das Geoinformationszentrum Lahn-Marmor-Museum erlebbar. Auch die Nachhaltigkeit wird weitergelebt. Aus der Verbindung von Geocaching mit Müllsammeln profitieren die Orientierung und das Stadtbild. In der Oberstufe wächst der Hunger auf Exkursionen weiter, sodass auch mal vier Leistungskurse in Geographie zustande kommen. Die Heimatstadt Weilburg wird als Ort des Tourismus aus einer neuen Perspektive noch einmal kennen gelernt. Die Geoparks spielen mit der Grube Fortuna, ein ehemaliges Bergwerk im Geopark Westerwald-Lahn-Taunus, dem Geopark Vulkaneifel und dem Geopark Nördlinger Ries im E-Jahrgang wieder eine prägende Rolle. Auf diesen Exkursionen wird fächerübergreifend gearbeitet (mit Chemie im Bergwerk) und es werden Netzwerke gebildet (Geopark Nördlinger Ries mit anderen GeoSchulen). In Q1 wird der Strukturwandel an den Raumbeispielen Völklinger Hütte bzw. Rheinisches Revier oder auch der Metropolregion Rhein-Ruhr eindrucksvoll erfahrbar gemacht. Wir sind noch nicht fertig mit den Exkursionen. Der Themenbereich der Stadtgeographie endet ebenfalls nicht mit Schulbuch und Atlas. Stadtstrukturen und Prozesse wie Gentrifizierung, Raumentwicklung, auch mit GIS, all das wird wahlweise in Wetzlar, Gießen, Heidelberg oder auch Freiburg erkundet. Raus aus der Schule, rein in die Realität! Diese Ausflüge öffnen Augen und Sinne für das, was vor der Haustür liegt. So wird das schönste aller Fächer mit dem Herzen gesehen, mit der Hand erlebt, und, das bezeugen die Abiturpreise für Geographie, mit dem Kopf verstanden.

Geographie lebt am Philippinum eben auch in ihrer enormen Tiefe. Fast alle Schüler*innen belegen in der Oberstufe das Wahlpflichtfach Geographie. […] Ein herausragendes Beispiel für geographische Praxis ist das Planspiel zur Energiewende am Beispiel PV [Photovoltaik]. Schülerinnen und Schüler schlüpfen in die Rollen von Schulleitung, Lehrkräften, Elternvertretung und Schüler*innen. In stundenlangen Debatten werden Kompromisse gesucht – politisch, technisch und gesellschaftlich ein echtes Lernlabor.

Darüber hinaus gehen Sie als Fachschaft Geographie Kooperationen weit über die eigene Schulwelt ein. Als GeoSchule, nein, als 1. zertifizierte GeoSchule, pflegen Sie Partnerschaften mit anderen GeoSchulen und natürlich den Einrichtungen des GeoParks Westerwald-Lahn-Taunus selbst. Sie öffnen die Schule für Workshops externer Anbieter (u. a. Projekt „Klimaexpedition für Schulen“ von Geoscopia, das Schulplanetarium wird für die Jahrgänge 5 & 6 in die Sporthalle eingeladen, die Ausstellung zur Klimakrise einer Kieler Schule wird ausgeliehen), kooperieren mit dem WeltLaden, und es bestehen aktive Verbindungen im Rahmen der Global Change Days und der Gießener Geographischen Gesellschaft zur Justus-Liebig-Universität in Gießen als auch im Netzwerk GeosKoop der Goethe-Universität Frankfurt.

Die Breite dieser Verbindungen sorgt nicht nur für authentische Lernsituationen, sondern motiviert alle Beteiligten – Schülerinnen, Schüler, Lehrkräfte und Expertinnen – zueinander. In so einem Umfeld wird den Schüler*innen die Bedeutung der Geographie in der Lebensrealität mit ihren vielfältigen Anwendungsbezügen deutlich.

Ein ganz wesentlicher Pfeiler Ihres Erfolgs ist die breite Unterstützung durch die Schulgemeinschaft. Eltern, Sponsoring durch den Schulverein und eine Schulleitung, die Dinge möglich macht. Denn eines ist auch klar: Das alles kostet Zeit, Kraft und Geld.

Insofern gebührt der Dank allen, die diesen Erfolg möglich machen: den engagierten Lehrkräften, den wissbegierigen Schüler*innen, den unterstützenden Eltern und den Partnern in der Region. Sie alle tragen dazu bei, dass Geographie an Ihrer Schule zum Erlebnis wird.

Herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten! Möge dieser Preis Sie anspornen, weiterhin neugierig zu forschen, distanzierte Karten zu lebendigen Projekten zu machen und die Welt mit offenen Augen zu betrachten. Vielen Dank.

 

Verwendung des Preisgeldes:

Das Gymnasium Philippinum Weilburg möchte das Preisgeld für verschiedene nachhaltige Bereiche einsetzten: Ein Schwerpunkt liegt auf der schulnahen Streuobstwiese und Waldgebieten der näheren Umgebung. Hier sollen Projekte und Kooperationen vertieft und weiterhin in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen neue Wiederaufforstungsmaßnahmen durch verschiedene Jahrgangsstufen initiiert und langfristig unterstützt werden. Ziel ist es, ökologische Bildung für nachhaltige Entwicklung praxisorientiert und konkret vor Ort zu fördern.

Darüber hinaus soll der technische Bestand der Fachschaft erweitert werden. Geplant sind die Anschaffung weiterer VR-Brillen sowie einer 360°-Kamera, mit der Exkursionen dokumentiert, digital aufbereitet und schwer zugängliche Orte immersiv erkundet werden. Neben dem Erleben digitaler Räume wird damit auch die Möglichkeit geschaffen, eigene digitale Räume zu konstruieren, die zur Reflexion und Vertiefung anregen.

Ein weiteres Projekt ist der Aufbau einer eigenen Wettermessstation. Mit ihr können Wetter- und Klimadaten lokal erhoben, digital gespeichert und für den Unterricht nutzbar gemacht werden. Gleichzeitig soll die Messstation die Daten schulöffentlich sichtbar machen. So kann das Gymnasium Philippinum Weilburg zu einem Standort des Klima-Monitorings werden, das kurzfristige Wetterphänomene ebenso wie mittel- bis langfristige Klimaveränderungen transparent macht.

Fachschaft Geographie Philippinum Weilburg